Beim spartenübergreifenden Open-Air-Festival mit Kunstbeiträgen zur Geburt verwandeln den Platz rund um das Frauenmuseum in ein Festivalgelände.
Der Titel des Festivals ist Nelly Sachs (1891-1970) gewidmet. Im Werk der großen Dichterin und Nobelpreisträgerin finden sich oft die Sprachbilder der Geburt, Empfängnis, Schwangerschaft und Stillzeit. In einem Brief aus dem Jahr 1966 sagt sie: „Meine Metaphern sind meine Wunden“.
Tänzerin
kreißende Wöchnerin
du allein
trägst an verborgener Nabelschnur
an deinem Leib
den Gott vererbten Zwillingsschmuck
von Tod und Geburt.
Nelly Sachs
Künstlerische Positionen bei Geburtskultur goes Frischluft:
Guadalupe Aldrete
Schnittstellen / Performance
Mexico
Die mexikanische Künstlerin Guadalupe Aldrete hat die Performance „Schnittstellen" im Rahmen einer Residency in Hittisau erarbeitet. Die Erfahrungen während der eigenen Geburt wirken sich unmittelbar auf die emotionale Persönlichkeit eines jeden Menschen und die Art und Weise aus, wie sie mit Herausforderungen wie z. B. dem Gebären eines Kindes umgeht. In diesem Sinne untersucht Guadalupe die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen ihrer eigenen Geburt in Mexiko und der Geburt ihrer Tochter in Wien. Obwohl beide Ereignisse in Krankenhäusern stattfanden, eröffnen ihre eigene Geburt per Not-Kaiserschnitt und die natürliche Geburt ihrer Tochter, die von nicht konsultierten medizinischen Eingriffen umgeben war, das Feld für Diskussion über geburtshilfliche Gewalt (obstetric violence) und respektvollen Umgang mit der Mutter-Kind-Beziehung. Mit Hilfe autoethnografischer Analysemethoden hat Guadalupe Formen, Farben und Bewegungen gefunden, die beide Momente ihres Lebens ausdrücken und miteinander verbinden. Für die Künstlerin sind der Dialog zwischen den Körpern und der Fokus auf die grundlegendsten Bedürfnisse, sowohl der werdenden Mutter als auch des zu gebärenden Babys der Schlüssel zu einer multikulturellen, gewaltfreien Geburt.
Michaela Bilgeri
geboren / Lesung von Geburtsgeschichten
Österreich
Die Schauspielerin aus dem Bregenzerwald liest Geburtsgeschichten aus der Schreibwerkstatt zur Geburtskultur von Eva-Maria Dörn. Die Schreibwerkstatt fand bereits zweimal im Rahmen der Jubiläumsausstellung - geburtskultur. vom gebären und geboren werden - im Frauenmuseum Hittisau statt.
Natalie Fend & Magdalena Türtscher
Werde und Sterbe / Tanzfilm
Österreich
Die Tänzerin und Choreografin Natalie Fend und die Fotografin und Grafikerin Magdalena Türtscher setzen sich in ihrem Video KOKON mit dem Raum für Geburt und Sinne auseinander. Dabei unterstützen Raum und Choreografie einander gegenseitig.
Der begehbare Lehmkörper ist 2020 in unmittelbarer Nähe zum Frauenmuseum Hittisau entstanden und wurde durch ein Crowdfunding-Projekt finanziert. Gestalter*innen waren die Architektin Anna Heringer, der Lehmbaukünstler Martin Rauch, die Architektin und Hebamme Anka Dür und die Designerin Sabrina Summer.
Barbara Anna Husar
EUTERerhebung
Österreich
Mit der sozialen Skulptur EUTER – einem Heißluftballon in Form eines Kuheuters – wird die Künstlerin Barbara Anna Husar ein Zeichen der bewussten Interaktion des Menschen mit seiner Umwelt in den Himmel schicken. Als Symbol für die Urquelle alles Nährenden wird das Euter zu einer Metapher für Nachhaltigkeit.
Eva-Maria Kraft & Rupert Huber
Fluid Body Tanzperformance
Österreich
In der Performance Fluid Body zeigt die zeitgenössische Tänzerin, Choreographin und Cranio-Sacral-Praktikerin Eva-Maria Kraft auf mehrschichtige Weise, was wir sind – fluide Körper. Flüssige, transparente Lebewesen in welchen sich erste Körpersysteme zu bilden beginnen, bestehend aus und existierend in Wasser. Fluid Body basiert auf Erlebnissen und Recherchen in der Biodynamischen Form der craniosacralen Körperarbeit, der Pränatalen Psychologie und der Embryologie. In der Live-Performance werden Phänomene aus den ersten Entwicklungsphasen unseres ko-existenziellen Lebens mittels einer dialogischen Verschränkung von Choreographie und Komposition in Echtzeit erfahrbar gemacht. Die Komposition und Live-Musik kommt von Rupert Huber.
Ronja Svaneborg
The Birth Voice / Performatives Klangstück
Dänemark
Die dänische Künstlerin Ronja Svaneborg geht in ihrer Arbeit einem besonderen Phänomen des digitalen Zeitalters auf den Grund: Auf YouTube finden sich unzählige Videos von gebärenden Frauen. Diese öffentlichen Geburten bergen eine Ambivalenz in sich. Die Gebärenden teilen eine besonders intime Erfahrung mit der ganzen Welt. Gleichzeitig sind die Videos Teil einer neuen Ära des Frauenempowerments. Die Gebärenden erobern gewissermaßen die Deutungsmacht über die Geburt zurück.
Ronja Svaneborg´s Konzept basiert auf einer Transkription der Audioseite von elf YouTube-Geburten in Musiknoten. Ein Computerprogramm ordnet die Klänge der nächstgelegenen Note der chromatischen 12-Ton-Skala zu.
Für den Besuch des Festivals (drinnen/draußen) gilt die 3G-Regel!
Eintritt: freiwillige Spende, empfohlener Beitrag: EUR 15,–
Den Besucher*innen steht es frei, auch mehr oder weniger zu geben.
Open-Air-Festival bei jedem Wetter!
Anmeldung zum Open-Air-Festival
Eine Veranstaltung in Kooperation mit IG Geburtskultur a-z, Im_flieger Wien und netzwerkTanz Vorarlberg im Rahmen der Initiative „Frischluft“ des Bundesministeriums für Kunst, öffentlichen Dienst und Sport.