Wir machen Musik von Frauen hörbar.

Seit etlichen Jahren haben wir eine erfolgreiche Kooperation mit dem Feldkircher Musikverein “Musik in der Pforte” unter der Leitung von Klaus Christa. So können wir vier bis fünf Mal im Jahr unserem Publikum hochkarätige Konzerte in einer intimen Atmosphäre anbieten. In diesem Rahmen kommen viele Werke von Komponistinnen zu Aufführung.

Ungehörte Frauen

Der bisher früheste namentlich bekannte Mensch, der Musik geschaffen und hinterlassen hat, war eine Frau: Es war die chinesische Komponistin und Dichterin Cai Wenji (177-255 n. Chr.), deren Stücke für Flöte und Griffbrettziffer erhalten geblieben sind. Ihre Popularität ist in China bis heute so groß, dass sie auf der 5-Yuan-Münze abgebildet ist.

© Frauenmuseum Hittisau / Lutz Werner

© Frauenmuseum Hittisau / Lutz Werner

In der westlichen Welt war es lange Zeit anders. Frauen wurde die Mitsprache und musikalische Mitgestaltung im christlichen Gottesdienst verboten. Basis dafür war die Auslegung des sogenannten „Paulinischen Gebotes“, einer nicht korrekt übersetzten Stelle im Ersten Korintherbrief wonach Frauen „in euren Versammlungen schweigen“ sollten. Zu keiner Zeit und nirgends in der Welt fehlte aber musikkulturelles Handeln von Frauen, weder im populären Bereich noch in der sog. „Kunstmusik“. Dass es sie allerdings zahlenmäßig in weitaus geringerem Umfang als Komponisten gab, lag am gesellschaftlichen Umfeld. Speziell im Fach Komposition wurde Frauen bis in die neuere Zeit eine professionelle, musikalisch fundierte Ausbildung meist verwehrt. Aus ihrem Talent konnten sie nur selten einen Beruf machen.

Erst in den 1970er Jahren rückten die Beiträge von Frauen zur Musikkultur in den Fokus der Musikforschung. Dennoch sind Komponistinnen bis heute auf den Bühnen dieser Welt unterrepräsentiert.

Poetic Pilgrimage. © Frauenmuseum Hittisau / Lutz Werner

Poetic Pilgrimage © FMH / Lutz Werner

Komponistinnenfestival. © Frauenmuseum Hittisau / Lutz Werner

Komponistinnenfestival © FMH / Lutz Werner

Umso wichtiger scheint es uns, im Frauenmuseum Hittisau die Musik von Frauen hörbar zu machen. Dies ist seit Jahren durch die wunderbaren, von Klaus Christa konzipierten Komponistinnenkonzerte möglich. Im Rahmen von pforte im frauenmuseum hebt er seit Jahren unbekannte und vergessene Schätze, die von unglaublicher Qualität sind. So waren wenig bekannte Komponistinnen zu hören, darunter

  • Louise Adolpha Le Beau (1850-1927), die berührende Kammermusik schuf;

  • Ethel Smyth (1858-1944), die die Hymne der britischen Frauenbewegung komponierte;

  • Rebecca Clarke (1886-1979), deren Werke vor allem wahrgenommen wurden, wenn sie unter ihrem Pseudonym "Anthony Trent" verlegt wurden;

  • MelBonis (1858-1937), deren Kompositionen sich durchaus mit denen ihres Zeitgenossen Claude Debussy messen können;

  • Elfrida Andrée (1841-1929), die große Volksbildnerin;

  • die wunderbare Louise Farrenc (1804-1875), deren Klavierquintett Nr. 1 in a-Moll ein veritables Meisterwerk darstellt;

  • die passionierte deutsche Komponistin Johanna Senfter (1879-1961);

  • Dora Pejacevic (1885-1923), die erste Frau in Kroatien, die Orchesterwerke schrieb.

Aber auch zahlreiche Zeitgenossinen wie Russudan Meipariani, Judith Varga, Sofia Gubaidulina, Olga Neuwirth oder Jelena Firsowa wurden im Frauenmuseum aufgeführt. Gemeinsam mit der Pforte und in Kooperation mit dem Vorarlberger Landeskonservatorium Feldkirch, der Internationalen Bodenseehochschule und der Universität Zürich konnten wir 2017 das Komponistinnenfestival „Frauengeschichten“ veranstalten. Neben musikalischen Delikatessen von komponierenden Frauen aus vier Jahrhunderten beschäftigte sich das genreübergreifende Symposium „Musik/Geschichten“ in Referaten und Live-Musik aus historischer und gegenwärtiger Perspektive mit dem Thema der Frau in der abend- und morgenländischen Gesellschaft und Musikgeschichte.

pforte.at