Frühjahrsputz
Kunstfestival über Dreck und eine extrasaubere Welt
Was wir als schmutzig empfinden, wird von individuellen Erfahrungen, kulturellen Normen und persönlichen Vorlieben geprägt. Wir putzen und ordnen, damit wir uns sicher fühlen. Putzen ist Kulturtechnik, Schwerarbeit, Ritual, gesellschaftliche Vorgabe. Putzen ist eine häufig ungeliebte, zeitraubende Tätigkeit, die noch immer vorwiegend von Frauen* und Menschen in prekären Verhältnissen ausgeübt wird.
Wer putzt wann, wie, warum und womit? Was ist Schmutz? Welche Sicht auf die Welt verbinden wir damit? Beschränkt sich das Putzen auf den Haushalt? Ist Putzen Neurose oder Hingabe? Wie steht es dabei um Rollenbilder und Rollenzuschreibungen oder um Ökonomie und Ökologie? Und was sagen Künstler:innen dazu?
ARTISTS & ACTS
honey & bunny
(Sonja Stummerer & Martin Hablesreiter) / Putz ihn!
16.00 – 17.00 Uhr / Performance
Was tun, wenn ein Mann durch sein gemütliches Schaukeln den Staubsauger betätigt? Was tun, wenn Staubsaugen ganz klar der Job seiner Frau ist? Lassen Sie sich überraschen und bringen Sie dafür Ihren Dreck von Zuhause mit! Im Gegenzug erhalten Sie ein kleines Staubkunstwerk.
honey & bunny alias Sonja Stummerer und Martin Hablesreiter haben Architektur und Design an der Wiener Universität für Angewandte Kunst, in Barcelona und in London studiert. Promoviert hat Sonja Stummerer an der Universität Klagenfurt. Stummerer und Hablesreiter haben als Projektarchitekt:innen für Arata Isozaki in Tokio gearbeitet und 2003 das transdisziplinäre Atelier honey & bunny in Wien gegründet. Sie haben an zahlreichen internationalen Einzel- und Gruppenausstellungen teilgenommen (z.B. im Victoria and Albert Museum, London, im MAK Wien oder im Museo della Scienza, Mailand) und sind für ihre Performances bekannt (Design Indaba, Kapstadt; Öst. Kulturforum, New York; Stadsshouwburg, Amsterdam; Superstudio, Mailand; NHM Wien). Im Rahmen von Arts & Science Projekten arbeiten sie eng mit wissenschaftlichen Institutionen wie dem Joint Research Center der EU zusammen.
Maria Walcher /
Gerardo
13.00 – 17.00 Uhr mit Pausen / Performance
Wer ist oben, wer ist unten? Das Schuh-putzen als Beruf ist eine Dienstleistung, die aus der Not heraus entstanden ist, Zeugnis einer prekären Arbeitssituation. Maria Walcher würdigt den sizilianischen Schuhputzer Gerardo, und sie putzt, sie putzt, sie putzt…
Maria Walcher, geboren 1984 in Innsbruck (AT), ist in Brixen (IT) aufgewachsen. Sie arbeitet als freischaffende Künstlerin in Innsbruck (AT) und unterrichtet im Bereich Bildhauerei der Universität Mozarteum. Sie studierte Public Art and New Artistic Strategies an der Bauhaus-Universität Weimar sowie an der Universität für angewandte Kunst in Wien. In ihren ortsspezifischen Installationen, transdisziplinären Kollaborationen oder performativen Settings und Objekten greift sie häufig sozial-politische Themen auf.
Pascale Osterwalder / Daily Soap
13.30 – 14.30 Uhr / Lesung mit Skizzen
Seifenspender sind sensible Wesen, die dem Druck, der täglich auf sie ausgeübt wird, oft nicht gewachsen sind. Daily Soap erzählt von problematischen Arbeitsbedingungen in Nasszellen, sozialer Isolation und von Freundschaften, die auseinandergerissen werden.
Pascale Osterwalder, 1979 in der Schweiz geboren, ist selbständige Illustratorin, Animationskünstlerin und Visuelle Gestalterin. Die zweifache Mutter wohnt seit 2008 in Wien. Sie ist Mutter eines Sohnes und einer Tochter. Sie hat zahlreiche Preise erhalten, darunter den eidgenössischen Preis für Design und den Staatspreis Multimedia 2013 oder den Anerkennungspreis des Outstanding Artist Award (mit Data Dealer). Sie zeichnet wöchentlich deprimierte Seifenspender für die Wochenzeitung „Falter“. 2021 erschienen ihre ersten beiden Bücher „Daily Soap. Aus dem Leben eines Seifenspenders“ und „All I ever had, went down the drain“. 2023 folgte ihr erstes Kinderbuch „Das Käsebrot“.
Pascale Osterwalder / Das Käsebrot
11.00 – 12.00 Uhr / Lesung mit Workshop
Im Knorrwald ist Grigor schlecht gelaunt. Kein Käse zum Frühstück! Da muss Tolja erfinderisch werden. Würmerpastete? Geröstete Motten? Keineswegs! Viel ekliger! Wir finden heraus, wie Tolja den Tag rettet, denken darüber nach, was dreckig ist und werden dann beim Zeichnen selbst kreativ.
Für Kinder ab 3 Jahren und ihre Begleitpersonen.
Pascale Osterwalder, 1979 in der Schweiz geboren, ist selbständige Illustratorin, Animationskünstlerin und Visuelle Gestalterin. Die zweifache Mutter wohnt seit 2008 in Wien. Sie ist Mutter eines Sohnes und einer Tochter. Sie hat zahlreiche Preise erhalten, darunter den eidgenössischen Preis für Design und den Staatspreis Multimedia 2013 oder den Anerkennungspreis des Outstanding Artist Award (mit Data Dealer). Sie zeichnet wöchentlich deprimierte Seifenspender für die Wochenzeitung „Falter“. 2021 erschienen ihre ersten beiden Bücher „Daily Soap. Aus dem Leben eines Seifenspenders“ und „All I ever had, went down the drain“. 2023 folgte ihr erstes Kinderbuch „Das Käsebrot“.
Brauchen wir wirklich 55.000 Putzmittel?
13.00 – 17.00 Uhr / Zum Mitmachen
Noch nie war unsere Umgebung so „sauber” und keimfrei wie heute. Natürliche Putzmittel begreifbar gemacht. Input und Teststation mit Katharina Felder.
Katharina Felder ist Kulturvermittlerin im Frauenmuseum Hittisau. Sie befasst sich intensiv mit der Herstellung biologischer Reinigungsmittel.
Valeria Gordeev /
Er putzt
17.15 – 18.15 Uhr / Lesung
Ist Putzen Neurose oder Hingabe? Valeria Gordeev schaut genau hin auf die schmutzigen Details unseres Alltags. Denn Konstantin rückt dem Dreck gnadenlos auf den Pelz. Die großartige, rhythmische Sprache war, neben dem analytischen Blick, wohl ein Grund für die Jury, der Schriftstellerin 2023 den renommierten Ingeborg-Bachmann-Preis zu verleihen.
Valeria Gordeev, geboren 1986 in Tübingen (DE), ist Schriftstellerin und Illustratorin. Sie hat Mathematik und Art in Context in Berlin studiert sowie Literarisches Schreiben in Leipzig. 2023 hat sie auf Einladung der Jurorin Insa Wilke an den Tagen der deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt am Wörthersee teilgenommen und dort mit ihrem Prosatext „Er putzt“ den Ingeborg-Bachmann-Preis gewonnen, der als eine der wichtigsten literarischen Auszeichnungen im deutschen Sprachraum gilt. Darin beschreibt sie die Putzorgie eines Neurotikers.
Maria Stockner / Die inneren Räume sauber halten. Willkommen und Abschied
14.45 – 15.45 Uhr / Workshop mit Geschirr und Textilien
Steht weißes Porzellan für die Schönheit des Alltäglichen, für die innere Ordnung, für den Anfang und das Ende? Maria Stockners Installation im Garten des FMH ist Ausgangspunkt für einen Workshop, in dem gespült, gereinigt, poliert, gedeckt und philosophiert wird.
Maria Stockner, geboren 1963 in Brixen, Südtirol (IT), hat Bühnengestaltung und Kostümbild am Mozarteum Salzburg bei Heinz Bruno Galleè sowie Malerei an der Accademia di Belle Arti „Brera“ in Mailand bei Luciano Fabro studiert. Sie hat zahlreiche Einzel- und Gruppenausstellungen, Performances und Workshops im In- und Ausland realisiert. In ihren Arbeiten geht sie häufig von Alltagsgegenständen und Objets trouvés aus, die zu Vehikeln werden, um über den Zustand der Welt zu reflektieren.
Mona Ida
Konzert
Sie sind frech und frisch. Mona Ida (alias Mona Ida Gerstenmayer und Patrick Fahser) erzählen ihre Geschichten mit Stimme, Gitarre und einer guten Portion Poesie. Manchmal mit und manchmal ohne Sinn, zum Beispiel wenn sie von Katzen im Waschbecken singen.
Mona Ida, aufgewachsen in Bregenz (AT), ist Lehrerin, Singer-Songwriterin und Schauspielerin. Seit 2017 verpackt Singer-Songwriterin MONA IDA einnehmende Klänge vom Bregenzer Bodenseeufer in Geschichten, die manchmal mit und manchmal ohne Sinn des Weges kommen. Seit Sommer 2019 macht sie das nicht mehr allein: Schließlich gabelte sie da bei einer Tour durchs Ländle zufällig den Musikerkollegen Patrick Fahser auf. Wobei die Aufgabelung an einer Vorarlberger Weggabelung eigentlich auf Gegenseitigkeit beruhte. Oder anders gesagt: Es war Liebe auf den ersten Ton, die bis heute hält. Seither paart sich Perfektionismus mit Minimalismus und harmonieren zwei Gitarren und zwei Stimmen, die Geschichten mit etwas mehr Sinn und manchmal eben auch ganz ohne Sinn erzählen. Da wie dort klingt bei diesen poetischen Zweien aber die Ästhetik des Alltags mit, die in zauberhaftem Liedgut mündet, das dem Publikum ein seliges Lächeln auf die Lippen zaubert.
Blitzblank für Kleine
13.30 – 14.30 Uhr / Kinderprogramm im FMH
Wir wischen mit euch durch die Geschichte der Sauberkeit! Beim interaktiven Kinderprogramm erkunden wir mit Rätselheft und Zauberlampe das Museum. Als Detektiv:innen des Drecks kreieren wir unsere ganz eigene Ausstellung.
Für Kinder ab 5 Jahren. Jüngere Kinder können mit Begleitperson teilnehmen.
Hauptsach suuber!
[Hauptsache sauber!]
11.00 – 20.00 Uhr / Zum Lesen
Textinstallation mit Werken der Teilnehmenden aus den Schreibwerkstätten von Eva Maria Dörn.
Eva Maria Dörn, geboren 1953 in Schlins (AT), ist Schreibpädagogin, diplomierte Kunsttherapeutin und Absolventin des Lehrgangs „Journalismus und Schriftstellerei“ an der Kunstschule Zürich. Seit vielen Jahren leitet sie die Schreibwerkstätten im FMH.
Tickets
Klein mit Groß-Ticket: EUR 15,–
(gültig für Kinder und Begleitpersonen von 11.00 bis 14.30 Uhr)
Festivalticket: EUR 29,–
(pro Person, gültig für den gesamten Tag inkl. Ausstellungseintritt BLITZBLANK)
Festivaltickets können vorab unter > kontakt@frauenmuseum.at reserviert oder am 20.04.24 an der Festivalkassa erworben werden.
Eat & Drink
Ab 12.00 Uhr steht ein Foodtruck für alle Besucher:innen bereit – inkl. musikalischer Umrahmung von 12.00 – 13.00 Uhr. Getränke, Kaffee und Kuchen gibt es während des gesamten Festivals an der Theke im Frauenmuseum Hittisau. Verpflegung nicht im Ticketpreis inkludiert.
Öffentlich Anreisen ist einfach. Der Umwelt zuliebe! > fahrplan.vmobil.at